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eCall Services & Graue Online Dienste
18.08.2025
Inhalt
Autoren
Robin Noller
Graue Online Dienste
Jonas Salzsieder
Graue Online Dienste
Was sind die Grauen Online Dienste?
Die Grauen Online Dienste (G.O.D.) bezeichnen eine Sammlung von sicherheitsrelevanten Online-Fahrzeugdiensten. Anders als bunte Infotainment-Anwendungen wie Musik-Streaming oder Wetterdienste, sind die G.O.D. funktional und oftmals sicherheitsrelevant. Sie erstrecken sich von Komfortthemen wie dem Übertragen von Kilometerständen oder dem Status einer Tür bis hin zu Diensten, welche im Ernstfall direkt in das Fahrzeug eingreifen oder wichtige Informationen übertragen. Neben dem automatischen Notruf (eCall) befinden sich auch Dienste wie Remote Vehicle Status, Remote Vehicle Tracking, Alert Services, Fleet Data, Remote Trip Statistics, Car Finder bis hin zum Online appointment booking in den G.O.D.
Die “grauen” Dienste unterscheiden sich nicht nur farblich von den bunten Entertainment Diensten, sondern auch technisch betrachtet. Sie laufen über ein hochsicheres Backend und unterliegen strengen Anforderungen an Datenschutz, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit.
Als CarByte sind wir direkt in die Welt der G.O.D. eingebunden. Unsere Hauptaufgaben sind in zwei Unterkategorien aufgeteilt – den „Call Services“(CS) und den „Enabler & Remote Services“ (ER). Innerhalb der „Call Services“ befassen wir uns mit den Anforderungen und der Entwicklung des kommenden eCalls, dem Next Generation eCall (NG eCall), sowie dem Durchführen der funktionalen Tests der Grauen Online Dienste. Zusätzlich beschäftigen sich die „Enabler & Remote Services“ mit der Fahrzeugregistrierung, dem Service Management mit Datenübertragung, Tokenbezüge zwischen Fahrzeug und User sowie dem Umgang mit dem Thema Privacy.
Der eCall: Unsichtbarer Lebensretter

Still, unsichtbar und trotzdem ein Lebensretter – der eCall. Wenn ein Fahrzeug verunglückt, zählt jede Sekunde. Genau hier kommt der eCall ins Spiel, ein automatisches Notrufsystem, welches in kritischen Momenten Leben retten kann. Seit März 2018 ist eCall für alle neuen Fahrzeugtypen in der EU verpflichtend. Doch was viele nicht wissen: Das System ist nur ein Teil eines komplexen digitalen Ökosystems, das im Hintergrund zuverlässig arbeitet. Dazu zählen die Grauen Online-Dienste.

Das Fahrzeug erkennt bei einem Unfall bestimmte Parameter wie den Aufprallwinkel oder die Stärke des Aufpralls und löst daraufhin automatisch einen eCall aus. Über eine Mobilfunkverbindung wird dann eine Sprachverbindung zur nächstgelegenen Notrufzentrale aufgebaut – parallel dazu werden wichtige Fahrzeugdaten, das sogenannte Minimum Set of Data (MSD), wie Standort, Fahrtrichtung, Geschwindigkeit und Anzahl der Insassen übermittelt. Diese Informationen helfen Rettungskräften, schneller und gezielter zu reagieren.
Für viele bleibt der eCall im Verborgenen – ein System, welches im besten Fall nie aktiv wird, im Ernstfall jedoch den Unterschied zwischen Leben und Tod entscheiden kann. Und genau dieses unsichtbare Funktionieren muss über Jahre zuverlässig gewährleistet sein – technisch, funktional und auf Basis von gesetzlichen Anforderungen.
Anforderungen für den NG-eCall
Der klassische eCall ist nicht das Ende der Entwicklung – ganz im Gegenteil: Mit dem NG-eCall steht die nächste Stufe an. Hier wird auf neue Mobilfunkstandards wie 5G, IP-basierte Kommunikation und erweiterte Datenpakete gesetzt. Ziel ist es, nicht nur die Rettung zu beschleunigen, sondern auch mehr Kontextinformationen zu liefern, etwa über den Zustand des Fahrzeugs oder die Umgebungssituation.
Funktionales Testen des eCalls
Im Rahmen der Fahrzeugentwicklung müssen die eCall-Systeme unter realen Bedingungen getestet werden. Dies bedeutet: Wir prüfen, ob der Notruf korrekt ausgelöst wird, ob alle Fahrzeugdaten übertragen werden und ob die Verbindung zur Notrufzentrale zuverlässig zustande kommt. Außerdem werden die einzelnen Komponenten der Architektur der Steuergeräte getestet, um auch dort volle Funktionalität gewährleisten zu können.

Diese Tests erfolgen sowohl virtuell in Testumgebungen als auch physisch in realen Fahrzeugsituationen – zum Beispiel in speziellen Crash-Test-Szenarien oder mit sogenannten „Trigger-Tools“, welche einen Unfall simulieren. Ausgeführt werden diese Testfahrten von unserem Team weltweit, um die Funktionalität des Systems zu gewährleisten.
Dabei dokumentieren wir jeden einzelnen Testfall akribisch, analysieren Abweichungen und arbeiten eng mit den Entwicklern, Backend-Spezialisten und Notrufzentralen zusammen. Unser Ziel: Kein Fehler darf unentdeckt bleiben, denn im Notfall zählt jede Information.
Die Infrastruktur hinter dem (NG-)eCall

Damit der eCall und die G.O.D. funktionieren, ist ein ganzes Ökosystem notwendig – von der Telematikeinheit im Fahrzeug über das Mobilfunknetz bis hin zum Backend-Server, der die Daten verarbeitet, speichert und weiterleitet. Diese Infrastruktur muss 24/7 bereitstehen und absolut zuverlässig arbeiten.
Fehler im System können nicht nur im Hinblick auf den Datenschutz gravierende Auswirkungen zur Folge haben, sondern auch hinsichtlich der körperlichen Unversehrtheit der Fahrzeuginsassen. Deshalb sind regelmäßige Tests, Auditierungen und Sicherheitsanalysen ein fester Bestandteil unserer Arbeit bei CarByte.
Fazit: Mehr als nur Technik
Durch unsere breite Aufstellung an Experten und Expertinnen der einzelnen Themengebiete herrscht bei uns das Motto „Jeder hilft jedem“. Dies ermöglicht uns bestmöglich alle Fragen und Probleme rund um die Grauen Online Dienste zu beantworten und zu lösen.
Die Grauen Online Dienste sind nicht die Features, an welche man als Erstes denkt, wenn über moderne Fahrzeugentwicklung gesprochen wird und doch zählen sie mit zu den wichtigsten und unverzichtbaren Elementen der modernen Fahrzeugtechnik. Sie verbinden Mensch und Maschine, vereinfachen uns den Alltag und alarmieren im Ernstfall Rettungskräfte in Sekundenbruchteilen. Dafür müssen sie absolut fehlerfrei funktionieren.